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Stellungnahme von Prof Lenarz zum Interview von Karin Kestner mit Prof. Szagun

von Prof. Dr. Th. Lenraz 24.08.2002

Ich habe mit Interesse das oben abgedruckte Interview gelesen. Allerdings machen mich die Äußerungen von Frau Prof. Szagun über die Medizinische Hochschule Hannover und speziell die hier arbeitenden Ärzte, unter die ich mich selbst rechne, betroffen.

Das von Frau Szagun angesprochene Forschungsprojekt ist erst durch unsere aktive Mithilfe entstanden. Der Zugang zu den Kindern und zum Cochlear Implant Centrum sowie ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt wurde erst durch meinen Einsatz ermöglicht. Die aus diesem Projekt entstandene Ergebnisse wurden von Frau Szagun u. a. auch auf meine Einladung hin einem internationalen Publikum präsentiert. Dies geschah während des 3rd European Syposium on Paediatric Cochlear Implantation im Jahr 1996.

Umso mehr wundert mich die Aussage von Frau Szagun, dass von uns Testmaterialien verwendet wurden, die zum großen Teil keinen wissenschaftlichen Kriterien standhalten würden. Hierzu ist anzumerken, dass meines Wissens erstens die von uns verwendeten Testmaterialien Frau Szagun nicht bekannt sind und zweitens diese Behauptung falsch ist. Die von uns verwendeten Testmaterialien wurden unter anderem auch im Rahmen einer vom FDA geförderten Studie zum CI bei kleinen Kindern verwendet und entsprechend für gut befunden. Diese Testmaterialien werden auch von amerikanischen Kollegen verwendet.

Ganz entschieden wehre ich mich gegen die Behauptung, dass die MHH von den Ergebnissen der Studie keine Notiz nimmt, sowie gegen die Unterstellung, dass deutsche Mediziner nun einmal meinen, dass sie das Wissensgebiet von Frau Szagun auch könnten. Ich muss mich weiterhin gegen die Unterstellung verwahren, dass die Art und Weise, wie Mediziner den Spracherwerb auf präwissenschaftliche Art bearbeiten, möglicherweise für die Betroffenen schädlich sei. Frau Szagun maßt sich hier eine Beurteilung an, die ihr nicht zusteht, da Spracherwerb auf unterschiedliche Weise beurteilbar ist und die von uns verwendeten Methoden international gebräuchlich sind. Der Abgleich unserer Methoden mit denen anderer Zentren erfolgt durch regelmäßigen Austausch auf wissenschaftlichen Kongressen zum Thema Cochlear Implantaion bei Kindern, bei denen ich Frau Szagun nicht antreffe.

Ich darf Frau Prof. Szagun daher auffordern, ihre Vorwürfe zu belegen oder, falls dies nicht möglich ist, zurückzunehmen.

Prof. Dr. Th. Lenarz
Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover

Quelle: „Schnecke“ Nr. 37 August 2002 12.Jahrgang

Gegenstellungnahme von Prof. Szagun