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Erfahrung mit dem Neugeborenen-Hörscreening (NHS)

Bericht einer Mutter, die nach NHS und weiteren Tests vor 4,5 Jahren ein CI empfohlen bekam

Als ich mit meinem Sohn auf dem Arm in der Klinik stand, damals war er 6 Monate alt, und die Nachricht bekam, er sei gehörlos und nur ein Cochlear Implantat könne ihm helfen, wusste ich endlich, woran ich war.

M. war viel zu früh geboren und die OAE gab schon Grund für Sorge, viele weitere Tests folgten. Monate der Ungewissheit, hört er oder hört er nicht, lagen quälend hinter mir. Nun endlich hatte ich die Gewissheit. Alle Ärzte bedrängten mich, ich solle so schnell wie möglich ein Cochlear Implantat beidseits setzen lassen. Er würde nie sprechen lernen, ich würde nie „Mama“ hören, mit dem Hörverlust von 90 bis 100 Db wäre dies unmöglich.

Nein, ich wollte das nicht, ich wollte meinen kleinen Sohn, der schon so viel hinter sich hatte, weil er doch zu früh geboren war, nicht operieren lassen. Ich glaubte auch den Werten nicht, es konnte, durfte nicht so sein. Eine Wanderung von Akustiker zu Akustiker begann. Ich wollte, das er Hörgeräte bekam und ich wollte, dass er damit sprechen lernt. Ohne dich, Karin, hätte ich die Zeit nicht durchgestanden. Danke. Auf die Entfernung wusstest du schon, ob ein Akustiker gut oder nicht gut war, bis ich endlich den Richtigen fand und er feststellte, dass die Hörgeräte falsch eingestellt waren. Von nun an lernte ich und lernte mein Sohn. Ich tat mich schwer am Anfang mit den Gebärden, aber mein Sohn wollte die Sprache verstehen und die Gebärden halfen ihm. Erste Laute kamen und jeden Erfolg und jeden Laut erzählte ich dir am Telefon und du hast dich mit mir gefreut. Immer wieder schrieben mich die Ärzte an und luden mich zur Vorstellung ein, immer wieder ging ich zermürbt nach Hause und immer wieder hast du mich aufgerichtet! So konnte ich mich über die Jahre hinweg wehren, wenn alle meinten, M. würde es nicht schaffen und ich sei verantwortungslos.

Jetzt nach über 4 Jahren hatten wir einen psychologischen Test mit M. Er ist in allem altersgerecht entwickelt. Er ist in allen Bereichen fit!

Und seine Hörkurve sieht nun so aus, in den wichtigen Bereichen für die Sprache liegt er zwischen 70 und 75 Db ohne Hörgeräte. Mit der Verstärkung der Hörgeräte konnten wir langsam immer weiter runtergehen. Er hört Sprache und er spricht 4 – 5 Wortsätze. Er plappert den ganzen Tag. Es fehlt ihm noch ein wenig an Spontanität, aber ich bin mir sicher, er wird alles aufholen. Das was er sagt, kommt klar und deutlich heraus. Seine Logopädin ist überaus zufrieden mit seiner Entwicklung. Er wird seinen Weg gehen, da bin ich mir gewiss. Wir gebärden natürlich noch immer, es hilft ihm zu verstehen. Und er gebärdet gern.

Ich möchte allen Eltern raten, sich nicht zu schnell auf eine Implantation einzulassen, sich nicht von Ärzten verrückt machen zu lassen und das Kind mit viel Sprache, Spielen und Gebärden zu fördern, es lohnt sich, auch wenn mal ein Stillstand da ist und man glaubt, es ginge nicht weiter in der Entwicklung.

Dir, Karin, danke ich noch mal für all deine Unterstützung und den Mut, den du mir immer gemacht hast! Ich weiß, du brauchst die Rückmeldungen, wie sich die Kinder entwickeln, deswegen schreibe ich dir den Bericht – für deine Seite und für dich!

S.

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